Im Gespräch: Superforecaster Bruno Jahn über den Nutzen langlaufender Forecasts
Timo Wienefoet diskutiert mit dem Superforecaster und Autor Bruno Jahn über die Frage, ob Indien im Jahr 2100 China als größte Wirtschaftsmacht überholt. Die Frage ruft vermeintlich nach fortgeschrittenem Urteilsvermögen. Und doch kann sie einfacher und umfassender als vielleicht angenommen aktuelle Unternehmensentscheidungen informieren.
Superforecaster sind die besten Prognostiker aus einem Projekt der amerikanischen Sicherheitsdienste, indem hunderte geopolitischer Zukunftsfragen zu beantworten waren. Bruno Jahn hat seine Erfahrungen über dieses Projekt in dem Buch „Sichere Prognosen in unsicheren Zeiten“ (Link zum Buch auf Amazon) festgehalten.
Wenn ich jetzt gefragt werde, würde ich sagen: Ja, im 21 Jahrhundert wird Indien China als die größte Volkswirtschaft der Welt nach Kaufkraftparität überholen.“ Bruno Jahn, Superforecaster
Bruno Jahn
In unserem Gespräch erklärt Bruno Jahn, dass gute Prognosen über einen so langen Zeitraum wie diesen schwierig sind. Es gibt wenig Indikatoren, die verlässliche Aussagen ermöglichen. Die demografische Entwicklung ist einer. Dem folgend hat Indien bereits eine größere Bevölkerung, und die Geburtenrate sinkt in beiden Ländern. Seine Einschätzung für 2100 ist, dass trotz des chinesischen Wachstums der letzten Jahrzehnte, Indien durch die demografischen Vorteile und ein leicht höheres Wirtschaftswachstum ein höheres kaufkraftbereinigtes Bruttoinlandsprodukt verzeichnen wird als China.
Im Gespräch betont er die vielen Unsicherheiten und Implikationen dieser Prognose. Wir diskutieren, wie solche langfristigen Fragen in die strategische Planung und Entscheidungsfindung einfließen können, insbesondere im Hinblick auf die globalen Auswirkungen und die sich verändernden geopolitischen Machtverhältnisse.
Für mich ist das eine sehr gelungene Frage, die trotz oder eben wegen ihrer Langfristigkeit kurz- und mittelfristig wichtigen Nutzen bringen kann.
Für mich ist die Frage, ob Indien China in 75 Jahren als größte Wirtschaftsmacht ablöst, eine sehr gelungene. Gerade die Langfristigkeit verspricht kurz- und mittelfristig wichtige Perspektiven für Entscheidungen mit ähnlich langem Zeithorizont.“ Timo Wienefoet, Geschäftsführer arq decisions GmbH
Fragen wie diese fördern, besonders als Vergleich formuliert, die Kommunikation an der Schnittstelle zwischen Strategie und operativer Umsetzung. Trends lassen sich darunter einordnen, mit Signalen versehen und so als Früh-Indikatoren dienen, bevor Schlüsse aus den eigenen Daten gezogen werden können.
Die Langfristigkeit schafft ergebnisneutrale Perspektiven für anstehende Entscheidungen mit ähnlich langem Zeithorizont. Im Rahmen von Investitionsentscheidungen werden diese Fragen heute vielfach gestellt. Mit einer strukturierten Ableitung und Einschätzung kurz- und mittelfristiger Fragen ergeben sich diese neuen Perspektiven auf die Zukunft.
Aufzeichnung des Gesprächs aus dem August 2024, 30min
Das Verständnis langfristiger Entwicklungen hilft Ressourcen effektiver zuzuteilen und Investitionen mit der Zukunft in Einklang zu bringen. Es sorgt dafür in Gänze besser auf Veränderungen vorbereitet zu sein, Entscheidungen fundierter zu treffen und Risiken und Chancen effektiver zu managen.
Mit unserer Plattform enterprise perspectives lassen sich Superforecaster einbinden. Dazu entwickelt die Lösung das Talent zu guten Einschätzungen in der Belegschaft und bindet diese Schwarmintelligenz ein. Denn ob Superforecaster oder nicht, gute Prognosen werden durch Teamwork und Training besser.